Bergedorf ohne Karstadt? Das geht doch gar nicht! Um die von der Unternehmensführung des wirtschaftlich angeschlagenen Galeria Karstadt Kaufhof-Konzerns getroffene Entscheidung, auch die beiden Bergedorfer Filialen am Sachsentor 33-39 und am Bergedorfer Markt zu schließen, entbrannte unter den Bewohnern des Bezirks Bergedorf spontan helle Empörung.
Und auch der WSB zieht alle Register, um die Entscheidung der Unternehmensführung zur Schließung der Filialen am Stadtort Bergedorf zum 31. Oktober 2020 noch rückgängig zu machen. Denn: Was würde aus der Bergedorfer Innenstadt und seinen dort verbleibenden Einzelhandelsgeschäften werden, würde Karstadt tatsächlich einpacken?
So brachte sich der WSB bereits am Mittwoch, 24. Juni, ab 10 Uhr, mit einem Info-Stand und einer Unterschriftensammlung vor dem Eingang des Bergedorfer Karstadt-Haupthauses im Sachsentor in Position. „Gemeinsam stark“ und „Unser Karstadt muss bleiben“ verkündet das am Stand aufgestellte Plakat. WSB-Geschäftsführer Marc Wilken sowie Peter Schenk und Esther Hiller von der Bergedorfer Karstadt Werbeabteilung zeigten sich freudig überrascht: Bergedorfer standen Schlange, um unterschreiben zu können. Marc Wilken: „Bereits nach einer halben Stunde hatten 100 Bergedorfer unterschrieben. Und wir werden diese Aktion voraussichtlich zu der auf der Website laufenden Unterschrift-Unterstützungsaktion weiter laufen lassen.“
Bereits in der Vergangenheit konnte sich der WSB erfolgreich für den Erhalt der Karstadft-Filialen einsetzen. Eine Unterschriftenaktion 2009, an der sich 20.000 Menschen beteiligten, hat maßgeblich dafür gesorgt, dass die beiden Filialen erhalten blieben.
Marc Wilken: „Helfen Sie auch diesmal dabei, wenn der WSB sich für den Erhalt der Karstadt-Filialen einsetzt und unterstützen Sie uns und die Bergedorfer Mitarbeiter von GALERIA Karstadt Kaufhof mit Ihrer Unterschrift! Für die Unterschrift nutzen Sie bitte diesen Link Karstadt muss bleiben! auf unserer Homepage. Leiten Sie diesen Link auch gern an Ihre Mitarbeiter, Freunde und Nachbarn weiter!“
Wer über ein Ladengeschäft verfügt wird gebeten, die beigefügte Liste ausdrucken, zu vervielfältigen und für Kunden und Mitarbeiter auszulegen. Wilken: „Senden Sie die ausgefüllten Listen bitte (per Mail als PDF) an uns zurück. Wir kümmern uns um die ordentliche Registrierung der Unterschriften. Auch in den kommenden Tagen werden vor dem Haupteingang Karstadts im Sachsentor Unterschriften gesammelt.“
Karstadt-Mitarbeiter Peter Schenk spricht von derzeit rund 60 Vollzeitbeschäftigten in beiden Bergedorfer Häusern, die, wie auch die Teilzeitkräfte, um ihre Arbeitsplätze fürchten. Und die angekündigte Schließung beider Häuser sei nicht zu verstehen, da in Bergedorf schwarze Zahlen erwirtschaftet würden.
Der Kaufhaus-Standort in Bergedorf geht schon bis ins Jahr 1908 zurück. Johann Biebler, der zuvor bereits 30 Jahre lang einen Manufakturladen in Bergedorf betrieben hatte, eröffnete im Sachsentor, sein erstes Kaufhaus. Bildhübsch mit Jugendstil-Fassade. Großes Warensortiment unter einem Dach war damals noch nicht weit verbreitet.
Vorbild für Biebler waren Hermann und Oscar Tietz, die bereits 1882 in Gera ein Kaufhaus eingerichtet hatten. Hermann Tietz ist der Namensgeber der Hertie-Kaufhäuser. 1949, nach Kriegsende, hatten die Söhne Bieblers ihr Bergedorfer Kaufhaus an Hertie verkauft. 1969 verdoppelte Hertie mit einem Erweiterungsbau die Verkaufsfläche. Die schöne Jugendstil-Fassade wurde dem bis heute unverändert gebliebenen Erweiterungsbau geopfert. Hertie wurde Mitte der 1990er Jahre von Karstadt übernommen. Das Kepa/Karstadt-Haus am Bergedorfer Markt existiert seit 1970.